Taekwondo Hintergrund

Die Geschichte des Taekwondo


Taekwondo ist eine uralte koreanische Kampfkunst, die sich über viele Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Grabmalereien des 37 v. Chr. entstandenen Königreichs Koguryo im Norden Koreas zeigen heute noch übliche Taekwondo- Techniken und dokumentieren, dass zumindest Taekwondo- ähnliche Kampfpraktiken bereits vor über 2000 Jahren in Korea bekannt waren.

Vor ca. 1300 Jahren also in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten war das heutige Korea in drei Königreiche aufgeteilt: Koguryo als flächenmäßig größtes Königreich im Norden, Baek Je im Südwesten und Silla als kleinstes Königreich im Südosten. Silla litt unter ständigen Überfällen und Belästigungen von Seiten seiner beiden mächtigeren Nachbarn. Unter der Herrschaft vom damaligen König Chin Heung, bildeten junge Adlige und Angehörigen der Kriegerklasse eine Elitegruppe des Militärs, die sie Hwa Rang- Do nannten. Diese Elitegruppe übte sich nicht nur in den üblichen Waffenstielen, sondern auch in geistiger und körperlicher Disziplin und verschiedenen Arten des Hand- und Fußkampfes. Um ihr Vaterland vor übergriffen Verteidigen zu können nahmen die Krieger ein erbarmungsloses Training auf sich. Vom damals bedeutendsten buddhistischen Mönch und Gelehrten des Landes, Won Kang übernahmen die Elitekrieger als Leitfaden und Motto einen Kodex, bestehend aus 5 Verhaltensregeln:
  • 1. Sei Deinem König treu.
  • 2. Gehorche Deinen Eltern.
  • 3. Verhalte Dich Deinen Freunden gegenüber ehrenhaft.
  • 4. Ziehe Dich im Kampf nie zurück.
  • 5. Töte gerecht.
Für ihren Mut und ihr Kampfgeschick wurden die Hwa Rang- Do in den Königreichen bekannt und erwarben den Respekt selbst ihrer bittersten Feinde. Durch ihr hartes Training und die Einhaltung der Kodexregeln, beflügelte sie zu Heldentaten die zur Legende wurden. Diese Heldentaten inspirierten das Volk von Silla, sich zu erheben und zu vereinigen. Aufgrund der Siege von Silla, wurden die drei Königreiche friedlich unter der Leitung von Silla vereinigt. In der folgenden Silla- Dynastie wurde Taek Kyon und Soo Bak- Gi zur nationalen Kriegskunst erklärt.
Während der Zeit der der Hwa Rang- Do erfreute sich die ursprünglich primitive Kunst des Fußkampfes mit dem Namen Soo Bak in der niedrigeren Schicht großer Beliebtheit. Die Krieger der Hwa Rang- Do haben die nationale Kunst des Fußkampfes zu einer Kriegskunst gemacht und die Grundsätze des Hwa Rang- Do auf diese übertragen. Die neue geistige und auch physische Grundlage erhob den Fußkampf zu einer Kunst, der man den Namen Soo Bak- Gi verlieh. Jährliche Wettkämpfe wurden ausgetragen, um den besten Kämpfer zu ermitteln welcher als Belohnung einen bedeutenden Posten in der Regierung erhielt. Auch während der Koryo- Dynastie (918 – 1392 n. Chr.) erfreuten sich die kriegerischen Künste großer Beliebtheit. Somit wurde das Taekyon fast 800 Jahre lang weitergepflegt und perfektioniert. In der folgenden Yi- Dynastie (1393 – 1910 n. Chr.) wurde jedoch alles, was mit dem Militär zu tun hatte, abgewertet. Gegen Ende der Yi- Dynastie schienen die kriegerischen Künste ausgestorben zu sein.
Als im 14. Jahrhundert die Lee- Dynastie folgte, wurde das Taekyon nur noch von kleinen Gruppen am Leben erhalten. Im Jahr 1909 erfolgte die japanische Besatzung in Korea und Taekyon wurde in seiner öffentlichen Ausübung verboten. Damit war aber der äußere Anlass, der das Taekyon zu seiner einstigen Blüte geführt hatte, wieder gegeben: die Bedrohung von außen. Gerade das führte dazu, dass das Taekyon heimlich von einigen ergebenen praktiziert und an eine kleine Anzahl von Schülern weitergegeben wurde, und auch diese schlimme Zeit ohne Schaden überstand. Nach der Befreiung Koreas im Jahre 1945 war das Interesse vorhanden, das Taekyon der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und es erfolgte schnell eine allgemeine Verbreitung. Vor allem das Militär wurde seit 1946 vom damals jungen Oberleutnant, namens Choi Hong Hi in den ihm bekannten kriegerischen Künsten unterwiesen. In dieser Zeit entstand eine Bewegung unter der Führung von General Choi Hong Hi mit der Aufgabe, das Taekyon neu zu ordnen und eine umfassende äußere Organisation zu entwerfen. Zwischen 1950 – 1953 entwickelten die Meister Südkoreas unter Leitung von General Choi Hong Hi einen neuen Kampfsport nach dem japanischen Modell. Diese Meister vereinten die bestehenden Stilrichtungen Chang Hon Yu, Chang Moo Kwan, Chung Do Kwan, Chi Do Kwan, Oh Do Kwan, Yul Kwan Sool, Kang Duk Kwan, Yun Moo Kwan und andere.
Im Rahmen dieser Neuordnung änderte General Choi Hong Hi im Jahre 1955 unter Mithilfe von einem Ausschuß bestehend aus Lehrern, Historikern und anderen bekannten Persönlichkeiten den bestehenden Namen Taekyon, in den neuen Namen Taekwon- Do. Diese neue Bezeichnung der nationalen Kriegskunst wurde deshalb gewählt, weil sie die Kunst in treffender Weise beschreibt: Tae (Hand), Kwon (Fuß), Do (Kunst). Dieser neue Name hatte nicht nur große Ähnlichkeit mit dem alten Namen Taek Kyon, sondern gab gleichzeitig der Kunst eine neue nationalistische Note. Die Südkoreanische Regierung beauftragte daraufhin General Choi Hong Hi Taekwon- Do als Nationalsport einzuführen. Die Disziplin wurde schnell zum koreanischen Volkssport und als Pflichtfach auch an allen Militärakademien und Polizeischulen des Landes gelehrt. Ein Graduierungssystem (Dan Gup Jedo) wurde eingeführt und Regeln für den Wettkampf erstellt.
General Choi Hong Hi wurde 1961 der erste Präsident der Korean Taekwondo Association (KTA). Während seiner militärischen Tätigkeit verbrachte er viel Zeit damit, sich mit der Erkundung und Forschungsarbeit der alten koreanischen Kriegskünste zu befassen, was zum Chang Hun- Stil des Taekwon- Do führte. Obgleich dieser Stil hauptsächlich auf Taek Kyon, Soo Bak und Karate – Techniken basiert, wurden noch zahllose Techniken hinzugefügt, hauptsächlich Verbesserungen der Hand und Fußtechniken.
Der Chang Hun – Stil basiert auf 24 Hyong, deren jede von Choi Hong Hi und seinen Mitarbeitern vervollkommnet und geschliffen wurde – von der für den weißen Gürtel verlangten Chon-Ji Hyong bis hin zur kompliziertesten, nämlich Tong-Il Hyong. Im Jahre 1965 brach eine Abordnung höchster Danträger von Korea auf, um das Taekwondo in der ganzen Welt zu verbreiten. Seit dieser Zeit wird diese koreanische Kampfkunst auch in Europa unterrichtet.

Nach 1300 Jahren hat nun eine koreanische Kriegskunst ihren höchsten Stand erreicht; ausgehend von einer kleinen Schar von adligen Kriegern verfügt sie nun über Anhänger in über 60 Ländern und hat Tausende von Schüler

Portrait über den Begründer des neuen Taekwondo

General Choi Hong Hi

Choi Hong Hi wurde am 09.11.1918 in der Gegend von Hwa Dae, im Bezirk Myong Chun im Gebiet des heutigen Nordkorea geboren. Choi Hong Hi war von Geburt her ein schwaches Kind, das seinen Eltern viel Sorgen bereitete. In seiner Jugend studierte er Schönschreiben und Taek Kyon unter Aufsicht des berühmten Ok-Nam Han-Il-Dong. Später in seinem 5. Schuljahr wurde er endgültig aus der Schule verstoßen, als er einen Schüleraufstand während der Kwang-Ju-Studentenrevolte anführte.

1938 wurde Choi zur Weiterbildung nach Japan gesandt. Dort erlernte er die japanische Kampfkunst Shotokan Karate und erlangte nach zwei Jahren intensiven Trainings den schwarzen Gürtel 1.Grades, später auch noch den 2.Grad.

In Tokio, während des 2.Weltkrieges wurde General Choi Hong Hi in seiner Praktikantenzeit gezwungen, der japanischen Armee beizutreten. Gegen Ende des 2. Weltkrieges wurde er zu 7 Jahren Gefängnis verurteilt, weil sein Plan, das japanische Militärregime zu stürzen, aufgedeckt wurde. Er blieb bis zur Befreiung Koreas von japanischer Herrschaft in Gefangenschaft. Um sich physisch fit zu halten, praktizierte Choi in seiner Zelle Taek Kyon und Karate.

Im Jahre 1945 schrieb er sich in die englische Militärschule ein, welche später zur Koreanischen Militärakademie wurde. Am 15.01.1946 wurde Choi zum Leutnant ernannt, 1948 zum Oberstleutnant, 1951 Brigadegeneral, 1954 Generalmajor, 1958 Leiter des Büros der Reservisten, 1959 stellvertretender Kommandeur der 2. Armee in Tae Gu und 1961 Kommandeur des 6. Armeekorps.

1953 gründete für das Militär den Oh Go Kwan („Turnhalle meines Weges“), zu der alle führenden Ausbilder des Militärs und alter koreanischer Künste herangezogen wurden. Mit der Unterstützung von Nam, Tae- Hi gelang es ihm, die verschiedenen Systeme in einem neuen, einheitlichen System zu verschmelzen.

Ende des Jahres 1953 unterstand Choi Hong Hi der CHONG DO KWAN (Turnsaal der Blauen Welle) der größte Turnsaal für Zivilisten in Korea.

1954 war das Jahr, in dem die neue Kampfkunst nahezu abgeschlossen war. In den alten Kampfschulen wurde ebenfalls nach dem neuen System unterrichtet.

Am 11.04.1955 wurde das Taekwon- Do offiziell vorgestellt, als General Choi nach langem Suchen, Experimentieren und Forschen, Taekwon- Do der Welt als eine wirklich universelle Kunst des Kämpfens – mit koreanischem Ursprung – zeigte. Die alte Kunst wurde von General Choi Hong Hi erneuert, erweitert und weiterentwickelt und darüber hinaus noch wesentlich verfeinert in eine neue Zusammenstellung von Techniken, denen er den Sammelbegriff TAE-KWON-DO gab.

Im März des Jahres 1959 bereiste Choi Hong Hi mit einem 19-köpfigen Demonstrationsteam der R.O.K.-Armee Südvietnam und Taiwan, um die neue Kunst Taekwon- Do vorzustellen und gleichzeitig das nationale Ansehen Koreas zu stärken. Diese Reise wurde zu einem überwältigenden Erfolg, sowohl im Ausland als auch in Korea selbst.

General Choi war einer der Begründer der R.O.K.-Armee und ist für viele Errungenschaften, Neuerungen und Verbesserungen im militärischen Bereich verantwortlich. In dieser Zeit beschäftigte er sich auch damit, die Grundlagen für den koreanischen Geheimdienst mit dem Buch „Die Grundidee des militärischen Nachrichtendienstes“ zu bilden.

1961, als er das Kommando über das 6. Corps der R:O:K:-Armee hatte, wurde ihm die 7. U.S.-Infanteriedivision direkt unterstellt, damit war er der erste General in Korea, dem ausländische Truppen unterstellt waren.

1962 wurde er als Botschafter nach Malaysia geschickt. Nach seiner Rückkehr nach Korea drei Jahre später war Choi bereits „Zwei-Sterne-General im Ruhestand.

1965 führte er die Goodwill-Tournee des Taekwon- Do Teams nach Europa, Amerika, Afrika, den nahen und den mittleren Osten und etablierte damit die ursprüngliche Idee der Internationalen Taekwon- Do Federation. Viele Mitglieder dieser Teams blieben anschließend in de besuchten Ländern, um TKD zu verbreiten und neue Landesverbände zu gründen.

Im Oktober 1965 gelangte dieses Team auch nach Deutschland und zeigte u. a. Vorführungen in Frankfurt und München.

Am 22.03.1966 wurde in Seoul die INTERNATIONAL TAEKWON- DO FEDERATION (ITF) gegründet. Gründungsmitglieder waren die Landesverbände Arabien, Deutschland, Italien, Korea, Malaysia, Singapur, Türkei, USA und Vietnam. General Choi Hong Hi wurde der erste Präsident der ITF und hatte dieses Amt bis zu seinem Tode 2002 inne.

1968 wurde General Choi der „Orden für Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Sports“ verliehen. Im selben Jahr leitete General Choi ein Demonstrationsteam in Frankreich zur CISM (Internationale Militärsportvereinigung), es folgten daraufhin weitere Demonstrationsveranstaltungen über TKD bei CISM-Veranstaltungen.

Im Laufe der Jahre fand Choi das Leben unter dem Park-Regime dermaßen unerträglich, dass er 1972 nach Kanada emigrierte – mit ihm übersiedelte auch die ITF. Als Reaktion darauf wurde in Südkorea unter der Militärdiktatur die regimetreue World Taekwondo Federation (WTF) am 28.05.1973 gegründet.

Nachdem General Choi Korea verlassen hatte, begann er nicht nur sämtliche Karate Elemente aus dem ITF-TKD zu eleminieren, sondern gab dem TKD auch seine eigene Terminologie. Diese Reform ging mit einer vollständigen Überarbeitung der Übungsformen (Hyong/jetzt TUL) einher. Viele Unklarheiten in der Interpretation der TUL wurden. Basistechniken und Grundprinzipien wurden vereinfacht. Choi Hong Hi hat sein Lebenswerk in der 15-bändigen TKD-Enzyklopädie zusammengefasst.

1974 fand in Montreal/Kanada ein sportliches Großereignis mit der Durchführung der ersten ITF Taekwondo Weltmeisterschaft statt. Dieses Ereignis wurde nur durch die Mitarbeit von General Choi möglich, da es ihm gelang, die verschiedenen nationalen Verbände zusammenzuführen.

General Choi Hong Hi verstarb am 15.06.2002 als 83-jähriger Mann an Magenkrebs in Pjöngjang.
Quellen:
  • "TAEKWON-DO" 1994 BUDO-VERLAG, SPORT-RHODE, D63268 Dreieich bei Frankfurt/M.
  • "Taekwondo Koreanischer Kampfsport" Konstatin Gil- Auflage Niederhausen/Ts FALKEN.1990 (FALKEN Sport)

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